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Pubblicazioni

Annuario IFS ITMS IRMS 2015

2015 war ein Jahr der Höhepunkte für das IFS: Am Jahresanfang und -ende konnten wir die neu entdeckten römischen Hortfunde von Orselina TI (>4'800 Sesterze) und Ueken AG (> 4’200 Antoniniane) sichten und wurden von den zuständigen Kantonsarchäologien beauftragt, Bearbeitungskonzepte zu entwerfen. Es erschienen zwei Bände unserer monographischen Reihe, und wir nahmen am internationalen Numismatischen Kongress teil (siehe unten wissenschaftliche Tätigkeit).

José Diaz Tabernero verliess im Herbst 2015 das IFS. Während 16 Jahren gestaltete er das IFS und unseren Auftritt gegen aussen wesentlich mit, ob als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Autor, Konzeptionist oder als Stellvertreter der Leiterin; er hinterlässt eine grosse Lücke. Wir wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute.

Im Berichtsjahr erfolgte der überfällige Umzug des IFS von der Aarbergergasse an den Hirschengraben. Die räumliche Nähe zum Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) und zu infoclio erleichtert uns die Zusammenarbeit mit den Schwester-Unternehmen der SAGW. Daneben standen – wie bereits in den Jahren 2013–2014 – die laufenden Publikations- und die Drittmittelprojekte im Mittelpunkt, die den Grossteil unserer Ressourcen banden.

Die Kommission trat zwei Mal für die laufenden Geschäfte zusammen, Weiteres wurde auf dem Zirkularweg erledigt. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich zudem regelmässig über den laufenden Betrieb.

Dr. Michael Matzke trat im Sommer die Nachfolge von J. Diaz an und übernahm u. a. das Zentralschweiz-Projekt; sein Mandat als IFS-Kommissionsmitglied legte er folglich nieder. Als neues Kommissionsmitglied konnte Daniel Schmutz, Konservator und Numismatiker am Bernischen Historischen Museum, gewonnen werden.

Ende 2015 ist das IFS mit 270 Stellenprozenten besetzt. Für temporäre, projektbezogene Assistenzen und über Drittmittel konnten weitere ca. 140 Stellenprozente finanziert werden. Zu den laufenden Aufträgen der Fundmünzenbearbeitung in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Jura, Luzern, St. Gallen und Zug kamen einige grössere Zusatzaufträge hinzu, die die Kapazitäten der IFS-Mitarbeitenden überstiegen. Wir waren deshalb froh, dass wir für die Münzfunde des Kantons St. Gallen auf die Kooperation mit dem Institut für archäologische Wissenschaften, Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität Bern, und auf Yves Mühlemann, Chur/Lausanne, zurückgreifen konnten. Die mehrjährigen Projekte in den Kantonen Baselland und Obwalden wurden weitergeführt. Über Assistenzen wurden einerseits weitere Fundmünzenbestände digitalisiert, andererseits konnten die RedaktorInnen der laufenden Publikationsprojekte entlastet werden; im Berichtsjahr beendeten Nicole Beuret und Florian Hürlimann ihre Mandate, und wir danken ihnen sehr für all die geleistete Arbeit.

Auch im Berichtsjahr besorgte die SAGW für uns mit der gewohnten Kompetenz und Sorgfalt die Finanz- und Personaladministration. Wir danken dem SAGW-Team und insbesondere Frau Annemarie Hofer-Weyeneth herzlich für die gute und stets freundliche Zusammenarbeit und die vielfältige und grosszügige Unterstützung.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Im Berichtsjahr gelangten viele Personen und Institutionen aus dem In- und Ausland mit kleinen und grösseren Anfragen aus allen Gebieten der Münz- und Geldgeschichte sowie der archäologischen Numismatik ans IFS. Die internationalen Kontakte wurden insbesondere am Internationalen Numismatischen Kongress in Taormina (I) intensiv gepflegt. Neben der Zusammenarbeit im Hinblick auf die gemeinsame Erschliessung der europäischen Fundmünzen ist das IFS neu Kooperationspartner einer skandinavisch-schweizerischen Forschungsgruppe zu Münzfunden aus Kirchen.

IFS-Mitarbeitende waren in Lehrveranstaltungen an den Universitäten Basel, Bern und Zürich einbezogen.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Betreuung der Nutzer unserer FileMaker-Applikation NINNO und der Ausbau der webbasierten Auswertungsfunktionen.

Tagungen und Vorträge

Fünf Mitglieder des IFS-Teams nahmen am Internationalen Numismatischen Kongress in Taormina (I) teil. In drei Vorträgen und einem Poster stellten sie das IFS, seine Projekte und ihre eigene Forschung vor.

Die Mitarbeitenden stellten die verschiedenen IFS-Projekte an weiteren Tagungen im In- und Ausland vor, u. a. mit vier Referaten an der Jahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Bern, die von Ch. Weiss mitorganisiert wurde. R. C. Ackermann und Ch. Weiss nahmen am Treffen des European Coin Find Network (ECFN) in Nieborow (Polen) teil. Weitere Vorträge des Teams fanden in Basel, Bern, Chur, Studen-Petinesca, Winterthur und Zürich statt. Die Jahrestagung der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) in Neuenburg wurde von A.-F. Auberson, J. Diaz und Ch. Weiss im Rahmen ihrer Vorstandstätigkeit mitorganisiert.

Forschungsprojekte

Die verschiedenen, zum grossen Teil über Drittmittel finanzierten Projekte decken alle Epochen und die ganze Schweiz ab. Über Sondermittel der SAGW wurde die Materialaufbereitung für das Aventicum-Projekt abgeschlossen: Die Autorinnen beenden nun Kommentar und Auswertung. Die beiden Projekte zu den Fundmünzen Baselland schreiten wie geplant voran, und Neufunde der Prospektionen am Brünigpass OW und in Cornol JU wurden bearbeitet.

Ein Forschungsschwerpunkt, der auch im kommenden Jahr weitergeführt wird, waren die römischen Hortfunde. Einerseits stellen wir die Liste der in unserem Arbeitsgebiet entdeckten Horte zusammen, die auch in ein internationales Projekt an der Universität Oxford einfliessen wird. Daneben konnten wir mehrere Horte des 3. Jahrhunderts untersuchen: Die beiden neu entdeckten Funde von Orselina TI (siehe Kasten) und Ueken AG wurden gesichtet; die Horte von Oberriet und Vättis werden im Auftrag der Kantonsarchäologie St. Gallen durch Y. Mühlemann, unterstützt durch N. Consiglio, neu bearbeitet; und mit Hilfe des Praktikanten D. Favaro konnten wir die Inventarisierung des Hortes Muttenz BL-Feldreben II in Angriff nehmen. Daneben war das IFS in die Aufarbeitung des Fundes von Kallnach BE (4. Jh.) an der Universität Bern involviert.

Publikationen

Im Frühjahr erschien Band 11 unserer Monographien zur Börse des «Söldners» vom Theodul-Pass VS. Und Ende Dezember wurden die ersten Exemplare von Band 12 ausgeliefert, M. Nicks Zusammenstellung der keltischen Münzen in der Schweiz: Das SNF-Projekt der Jahre 2007–2009 konnte dank der Beharrlichkeit des Autors und der grosszügigen Unterstützung durch die SAGW, der SNG und etlicher kantonaler Stellen abgeschlossen werden.

Zudem erschienen mehrere Artikel und Beiträge der IFS-Mitarbeitenden in verschiedenen Fachzeitschriften und archäologischen Publikationen des In- und Auslandes. Hervorzuheben sind ein Vorbericht zum Hort von Orselina TI und das Archäologie Schweiz-Dossier von M. Nick, das seine Forschungen zu den keltischen Münzen der Schweiz zusammenfasst und für archäologisch Interessierte erschliesst. Die vollständige Liste der Publikationen 2015 ist über unsere Homepage einsehbar.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Münzkabinett Winterthur bot uns eine Plattform, um die Ergebnisse des Kelten-Projektes in einer Ausstellung umzusetzen; M. Nick war massgeblich in die Konzeptionierung involviert (siehe Kasten).

Das IFS und seine MitarbeiterInnen sind in den universitären Lehrbetrieb einbezogen. Ch. Weiss ist neben seinem Pensum beim IFS Assistent an der Universität Bern. A.-F. Auberson, M. Nick, M. Matzke und R. C. Ackermann waren an Lehrveranstaltungen an den Universitäten Basel, Bern, Zürich und Freiburg i. Br. beteiligt, und Studierende der Universität Bern besuchten das IFS und gewannen einen Einblick in unsere Arbeit.

Der breiten Öffentlichkeit präsentierten wir uns am Römertag Vindonissa und am Römerfest in Augusta Raurica.

Der wichtigste Auftritt gegen aussen ist weiterhin unsere mehrsprachige Homepage, auf der wir Informationen und Materialien zur archäologischen Numismatik bereitstellen. Zentrale Bereiche sind die online als Datenbank aufbereiteten Fundmünzen und die aktualisierten Auswertungstools, die Nutzern unserer FileMaker-Applikation NINNO zur Verfügung stehen.

Rückblick und Ausblick

Das Berichtsjahr war ein Jahr der Extreme: Umzug, die Produktion von zwei Monographien mit zusammen knapp 1’800 Seiten und Personalwechsel brachten das Team an seine Grenzen. Das kommende Jahr wird erneut ein Spagat werden zwischen unseren Kernaufgaben – Unterstützung kantonaler Stellen, Aufarbeiten und Erschliessen von Münzfunden als Datenbank und im Druck –, der Implementierung der Open Access- und Digital Humanities-Vorgaben, den Drittmittelprojekten und den internationalen Kooperationen. Der IFS-Band zum Hort von Pruntrut ist bereit zum Druck, eine weitere Monographie ist weit fortgeschritten, zwei weitere Manuskripte sind für 2016 angekündigt. Und selbstverständlich wird viel Neues, Unvorhersehbares hinzukommen. Das umstrukturierte Team mit neu verteilten Ressorts wird die vielfältigen Aufgaben mit neuer Dynamik angehen.

Rahel C. Ackermann
Bern, Januar 2016

Der Hort von Orselina TI – über 110 kg Sesterzen

Im Dezember 2014 stiessen Arbeiter beim Ausheben eines Leitungsgrabens in Orselina TI zufällig auf eine Amphore, die mit über 4’800 römischen Sesterzen des 1.–3. Jahrhunderts gefüllt war: Es ist der grösste erhaltene Sesterzenfund der römischen Kaiserzeit.

Im Februar 2015 sichtete das IFS in zwei Tagen ca. zwei Drittel der Münzen und erstellten zu Handen des Ufficio dei beni culturali eine erste Übersicht und Einschätzung, die als Grundlage für die Medienpräsentation am 28. März 2015 in Bellinzona dienten. Zudem standen wir bei der Planung des weiteren Vorgehens betr. Restaurierung und wissenschaftlicher Bearbeitung beratend zur Verfügung.

Im Februar 2016 werden wir den Rest des Hortes sichten und vorsortieren, damit die Restaurierung in Angriff genommen werden kann; diese ist die Voraussetzung für die wissenschaftliche Erschliessung dieses wichtigen Hortes. Gerne werden wir dieses Projekt weiter begleiten und unterstützen.

Das IFS-Team bei der Arbeit (Photo IFS, Christian Weiss)
Das IFS-Team bei der Arbeit (Photo IFS, Christian Weiss).

verloren – vergraben – geopfert: Die Kelten-Ausstellung im Münzkabinett Winterthur

Die Umsetzung der Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojektes in einer Ausstellung für die breite Öffentlichkeit ist kein leichtes Unterfangen. Dennoch hatten wir dies bereits bei der Eingabe des SNF-Projektes «Die keltischen Münzen der Schweiz: Katalog und Auswertung» vorgesehen. M. Nick und das Team des Münzkabinetts Winterthur mit seinen Gestaltern stellten sich dieser Herausforderung: Dank Leihgaben aus der ganzen Schweiz sowie attraktiver Inszenierungen und Animationen gelang ein vielseitiger und attraktiv gestalteter Einblick in den Geldgebrauch der keltischen Schweiz mit seinen vielen Facetten.